Samstag, 23. September 2006:
Heute fahre ich nach Bremen, um mit Mama und Papa nach einem neuen Auto zu suchen. Muttern hat sich in den Kopf gesetzt, dass sie mit unserem alten Mercedes nun mal nicht umgehen kann. Da der ebenfalls in unserem Besitz befindliche Fiesta auf Grund hoher Repa-Kosten auch stillgelegt werden muss, steht also fest: wir brauchen einen Neuen. Er soll Papa’s Ansprüchen an Bequemlichkeit und Platz genau so genügen wie Mama’s Anforderungen an die Übersichtlichkeit. Und mir obliegt die fachliche Beratung meiner Eltern bei der Quadratur dieses Kreises. Da gibt es einen neuen Toyota-Händler am Osterdeich erklärt meine Mutter. Da können wir mal schauen. Gesagt, getan: Also Toyota. Nun ist für meinen Vater ja nur schwer einsehbar, dass sein geliebter Mercedes vom Innenraum nicht viel mehr als einer Golf-Klasse entspricht – zumindest wenn man die Abmessungen zu Grunde legt. Und Mama möchte vom Platzangebot des Innenraums auch nicht sehr viele Abstriche machen. Der vom Händler vorgeschlagene Corolla wird daher nicht von vorn herein abwertend aber doch mit der nötigen emotionalen Distanz betrachtet. Ach so, habe ich schon erwähnt, dass wir in jedem Fall einen Diesel (Wunsch von Jens) mit Automatik (notwendig wegen manchmal schmerzenden Beine meines Vaters) suchen? Nun, dann wissen Sie es jetzt. Diese doch einfachen Anforderungen bringen den Herrn Verkäufer doch erstmal ins Schwimmen. Aber hurra, das haben wir noch nicht lange in der Produktpalette! können wir doch auf eine solche Kombination zählen.
Nun ja, einen ersten Eindruck haben wir, aber auch andere Mütter haben schöne Töchter. Also weiter zu VW. Der Golf Plus wäre was schönes! Schau mal Mama, da sitzt Du auch etwas höher und hast damit besseren Überblick. Mit diesen Worten treibe ich meine Eltern zu einem Sondermodell in Silber. Wir schawenzeln einige Zeit um das Fahrzeug herum, machen alle Probesitzen. Und demonstrativ schleiche ich um die einzige besetzte Verkaufskabine eines in Verhandlungen stehenden Verkäufers. Nachdem ich dies mehrfach und längere Zeit praktiziert habe und zwischendurch schon den Kollegen vom Gebrauchtwagenhandel nicht zum Wunder einer Beratung überreden konnte, passiert das Unerwartete. Der Glasbutzenbewohner bemerkt mich! Nicht nur das, er spricht! Mir sagt er sogar durch die offene Butzentür, dass er auf Grund von Krankheit und Urlaub seiner Kollegen heute der einzige Kollege wäre aber jetzt wäre er gleich für uns da. Wir kürzen das genervte Verkaufsgespräch mit dem „wieviel, wenn er die von uns gewollte Ausstattung hat?“ ab und bekommen einen Preis, der – wie uns versichert wird – natürlich nur eine Hausnummer ist, überhaupt noch nicht verhandelt und wir hätten doch sicherlich einen Gebrauchten in Zahlung zu geben. Wenn wir im Laufe der Woche nochmal kommen würden, hätte er richtig Zeit für uns!
Die Tatsache, dass ich extra für Verkaufsgesprächen mit richtig Zeit aus Hamburg gekommen bin, lässt den Clown kalt.
Also weiter zum Nächsten.
Ford, die tun was! Ja, das mag sein. Aber nicht die Schlüssel von den Wagen abziehen, wenn diese frisch in den Verkaufsraum gefahren wurden. Dieser über 3 Autos hinweg mir zugerufene Hinweis meines Vaters, lässt einen Verkäufer aufschrecken und nachdem er uns nun schon mal bemerken musste, kann er uns ja schlecht unbearbeitet stehen lassen. (Bravo Papi! Den Trick muss ich mir merken.) Und hier sind sie dann auch wieder unsere drei Probleme: entweder zu groß, nicht in der Ausstattung verfügbar oder zu wenig Auto (will sagen zu klein). Nun setz Dich doch mal rein, rede ich auf meine Mutter ein. Ja, übersichtlich ist er ja, aber ich mag die Form nicht leiden. Das ist zwar egal wenn man im Auto sitzt, sieht man ihn ja nicht und zu Hause wäre eine Garage drüber aber trotzdem stellt es sich als „no go“ für dieses Modell heraus. Und so geht es weiter.
Nissan ist auch noch auf der gleichen Ecke, also gehen wir da auch noch rein. Ich bin für klare deutsche Worte: Guter Mann spreche ich einen erstaunlicher Weise sonst nicht weiter beschäftigten Verkäufer an. Wir haben uns eben bei Ihrem Kollegen von Ford die Modelle C-Max, Focus und Fusion angesehen. Haben Sie Vergleichbares in ihrem Sortiment mit Automatik und als Diesel?
Auch der Verkäufer ist gegen das um den heißen Brei reden: Nein! Aber mit den genannten Modellen sind Sie doch gut beraten! Ich würde einen davon kaufe, wenn Ihnen die Größe gefällt! – Moment, ist der Kerl bei Ford oder Nissan beschäftigt? Aber er versichert uns, dass wir bei ihm nichts Passendes finden werden und fragt uns warum er seine und unsere Zeit damit verschwenden sollte uns etwas auf zuschwatzen, was wir nicht wollen? Recht hat der Mann! Und wir ziehen uns zurück.
Jetzt wollen wir VW doch noch ein Chance geben, da meine Mutter versichert von dem Händler den wir gerade ansteuern nur Gutes gehört zu haben. Doch die Chance sein Image aufzupolieren verspielt VW schon vor dem Start. Der Händler hat nur bis Mittags geöffnet.