Samstag, 18. Februar 2023 – Abfahrt
Man ist das kalt hier! Conny und ich stehen im Wind und schauen über die Elbe in Richtung Elphie. Jetzt ein Selfie mit Elphie. Vor drei Wochen wussten wir noch nicht, dass wir hier stehen würden. Conny kam freitags aus der Firma und ich saß noch am Schreibtisch. „Lass und Ende Februar ein paar Tage Urlaub machen.“ Waren ihre Worte. „Ich habe da heute mal mit einem Kollegen drüber gesprochen und der hat mir von seinen Erfahrungen mit Kreuzfahrten berichtet. Wir haben uns auch schon was angeschaut.“ Der Rechner war noch an, also begannen wir zu stöbern… und ehe ich es mich versah, hatten wir eine Kreuzfahrt Hamburg, Southampton, Le Havre, Zeebrügge, Rotterdam, Hamburg gebucht. Und nun stehen wir hier auf Deck 15 und warten auf die Abfahrt. Völlig überfordert mit den Menschenmengen und der Orientierung auf dem Schiff, hatten wir kurz vorher unsere Kabine okkupiert. Außerdem hatten wir schon unsere „Notfallübung“ durchgeführt, indem wir das Schulungsvideo am Fernseher verfolgt hatten und dann – wie die vielen Anderen – mit unserer Schwimmweste zu unserem angeblichen Sammelpunkt geirrt.
So, und nun stehen wir bei Kälte – es hätte doch die wärmere Jacke sein dürfen – erwartungsfroh an der Steuerbordseite, um zu sehen wie wir ablegen und aus dem Hafenbecken auf die Elbe schippern. Ein Kollege von Conny wird uns noch verabschieden. So lange müssen wir ausharren. Conny steht in Kontakt mit ihm und beschreibt per WhatsApp unseren Standort auf dem Schiff. Sehen die uns zwischen all den anderen Menschen?
Auf Deck 15 befindet sich die Badelandschaft, so dass wir auf dem Weg vom Fahrstuhl zu unserem jetzigen windigen Standort zwischen nur leicht bekleideten Menschen durchgegangen sind. Wir gehen wieder in den Badebereich mit entsprechend veränderten Temperaturen, um vorübergehend anzutauen, bevor wir rechtzeitig zum Winken wieder in die Kälte treten. Wir winken und sind inzwischen die einzigen Verrückten auf Deck. Ich sehe winkende Punkte am Ufer – Handy-Taschenlampe sei Dank – ohne identifizieren zu können, wer von den „Glühwürmchen“ Connies Kollege ist. Also winken wir – ohne zu wissen, wer da so freundlich zurückleuchtet. Offensichtlich wurden wir zumindest erkannt. Conny bekommt ein Foto unserer Durchfahrt gesendet. Wenn man seeeehr nah ran zoomt, erkennt man, welche Pixel wir sind. „Sie haben uns gesehen!“ freut sich Conny. Jetzt aber schnell rein und auftauen. Außerdem hängt der Magen auf Halbmast.
Nach einigen Wirrungen finden wir unsere Kabine wieder. Welches Restaurant wollen wir heute besuchen? Der Zufall entscheidet es, nachdem wir an Hand der an uns vorbeiziehenden Landschaft festgestellt haben, dass wir schon wieder in die falsche Richtung laufen. Wenn wir Richtung Heck wollen sollten wir mit der Landschaft laufen und nicht in entgegengesetzter Richtung.
Auch das Angebot an Restaurants – und die vielen Menschen – überfordern uns noch. Tatsächlich finden wir einen Tisch, an dem bereits ein Ehepaar sitzt. Die haben schon mehr Erfahrungen mit Kreuzfahrten und sind entsprechend entspannter.
Uns stellt sich schon die nächste Frage: Was von dem „all inclusive“ ist denn nun inklusive? Gut, dass wir nicht allein am Tisch sind. So klären sich die ersten Fragen im Gespräch mit den beiden anderen Gästen.
Nach dem Essen versuchen wir uns durch einen Spaziergang über die verschiedenen Decks des Schiffes noch etwas zu orientieren und landen nach einigen Irrungen und Wirrungen wieder in unserer Kabine auf Deck 9.
Unsere „Forschungsreise Kreuzfahrt“ hat begonnen…
Weitere Fotos zum Abreisetag:
Sonntag, 19. Februar 2023
Erstaunlicherweise geht es wohl doch noch. Zuhause haben wir unsere Nachtlager inzwischen getrennt, um uns mit unseren Geräuschentwicklungen nicht gegenseitig wachzuhalten („Baum fällt!“). Trotzdem haben wir den Umständen entsprechend gut geschlafen. Betten etwas hart für unseren Geschmack. Dafür wurden wir durch sanften Seegang in den Schlaf gewiegt.
Dusche: klein aber ausreichend und die Duschkabine ist gut „abgedichtet“. Ich hasse es, wenn nach dem Duschen das ganze Bad schwimmt.
Vor dem Frühstück erwerben wir eine „Getränke-Flatrate“ für alles außer Alkohol. Damit sind wir an Kaffeeautomaten und alkoholfreien Cocktails fein raus. Ein Stressfaktur weniger in dem „all inclusive-Zuzahl-Wirrwar.
Wir frühstücken, erstaunlicherweise im gleichen Restaurant, in dem wir gestern Abend auch gesessen haben. Aber wir haben ja den ganzen Tag, um die Orientierung zu schärfen. Für meinen Geschmack sind hier viel zu viele Menschen und davon viele Kinder. Wir haben nicht bedacht, dass in einigen Bundesländern „Faschingsferien“ sind. Morgen ist Rosenmontag, da hätte man auch selbst draufkommen können und sollte das nächste Mal drauf achten(!).
Jetzt irgendeinen Platz finden, wo man auf Wasser schauend in Ruhe lesen kann. Aber so ein Platz ist nicht zu finden. Das meiste gruppiert sich um den Entertainment-Bereich Deck 6-8. Dort sind aber ständig – wen wundert es – Entertainment-Veranstaltungen und viele umherlaufende Kinder und und und. Also nicht wirklich zum chillen geeignet.
Egal. Wir futtern uns so durch den Tag. Mittag im Heckbereich, Kaffee an einer der Bars, wenn wir früher da gewesen wären, sogar mit Kuchen. Und ab 18:30 Uhr dann endlich Abendessen. Was wird meine Waage sagen, wenn wir wieder zuhause sind? Das Entertainment-Programm gibt es auch über das Aida-Bord-TV. Dazu muss man also nicht vor Ort sein.
Weitere Fotos zum ersten Seetag:
Montag, 20.Februar 2023 – Southampton
Huch, heute sind wir ja früh dran! Schon vor 10:00 Uhr sitzen wir beim Frühstück. Allerdings haben wir das Gefühl, dass die schon abräumen. Warum nur?
Leider haben wir uns von der Zeitverschiebung für Großbritannien und der damit automatischen Anpassung unserer Uhren foppen lassen: Unsere Uhr zeigt die lokale Zeit an. Das Schiff läuft aber weiter nach der deutschen Winterzeit, um die Verwirrung für einen Tag nicht zu groß werden zu lassen. Wir sind also erst kurz vor 11:00 zum Frühstück gekommen. Restauants schließen dann um 11:00 Uhr. Okay, das erklärt es…
Mit unseren niegelnagelneuen Reisepässen machen wir uns dann auf den Weg zur Zollkontrolle. Alles problemlos. Und dann zu Fuß zum SeaCity Museum. Da wollen wir uns die Titanic-Ausstellung ansehen. Schließlich sind wir ja 2015 acht Mal mit dem Schiff im gleichnamigen Musical untergegangen. Die Ausstellung ist sehr gut gemacht und auch für mich mit meinen bescheidenen Sprachkenntnissen verständlich.
Auf dem Hinweg hat Conny einen Candy-Shop entdeckt. Da müssen wir natürlich noch einmal hin. Bevor wir einkaufen, bestellen wir einmal Salted-Caramel-Coffee und eine weiße Schokolade mit Sahne und Marshmallows. Dermaßen überzuckert kaufen wir dann noch diverse Sorten Karamel-Bonbons und Fudge.
Über Umwege spazieren wir zurück auf das Schiff, um vor der Masse stressfrei wieder einzuchecken.
Noch ein erster Cocktail und ein Stück Kuchen, um den Zuckerspiegel aufrecht zu erhalten.
Heute Abend geht es ins Brauhaus. Ente gut, alles gut. Conny bekommt eine halbe Ente mit Knödeln und Rotkohl. Ich nehme ein Schnitzel Wiener Art. Dazu ein Bier.
Das Entertainment-Programm fragt „Wer wird Millionär?“ – Auch wenn Herr Jauch nicht persönlich anwesend ist, wird die Frageshow ab 20:00 Uhr fast originalgetreu nachgespielt. Auch wenn es nur um Punkte und nicht wirklich um eine Million Euro geht. Interaktiv können alle Zuschauer mitspielen.
Es kommt aber nicht zum Äußersten. So gut sind unsere Leistungen nicht, dass wir es auf den heißen Stuhl schaffen. Trotzdem kurzweilig!
Weitere Bilder zu Southampton:
Dienstag, 21. Februar 2023 – Le Havre
Beim Aufwachen schauen wir gegen eine Nebelwand. Angeblich sind wir über Nacht weiter nach Le Havre gefahren. Bei dem Wetter könnten wir aber auch noch irgendwo auf hoher See sein. Erst nach genauem Hinsehen kann man schemenhaft etwas vom Hafen und den Schriftzug mit dem Hafennamen erkennen. Also doch angekommen.
Wir gehen erstmal zum Frühstück und dann mal sehen wie sich die Lage und das Wetter so entwickeln. Und siehe da, Le Havre traut sich aus dem Nebel hervor. Und die Sonne kann sich gegen den Nebel behaupten.
Wir haben, wie bisher immer, keine Touren gebucht. Schon gar nicht wollen wir erstmal 3 Stunden im Bus sitzen, um nach Paris zu kommen. Also machen wir uns gegen Mittag von Bord, um mit einem angebotenen Shuttle vom Hafen in die Stadt zu kommen. Nach einer schaukeligen Busfahrt von wenigen Minuten sind wir in „Le Havre – City“. Von Nahem betrachtet sind wir jedoch nicht besonders angetan von der Umgebung. Sehr viel im gleichen Baustil und vieles schon mit etwas Patina versehen. Le Havre mag zwar zweckmäßig sein, man merkt aber, dass hier viel schnell nach dem 2. Weltkrieg aufgebaut wurde. Eigentlich ist das aber auch nicht schlimm. Man muss eh mehr auf den Fußweg achten, da dieser mit den Hinterlassenschaften von Vierbeinern vermint ist. Nun wird auch klar, warum in den Informationsvideos an Bord für diese Station so wenig über Le Havre selbst und viel mehr über Paris und die anderen Ausflugsziele berichtet wurde. Nach ungefähr zwei Stunden nehmen wir den Shuttle zurück zum Schiff. Die Straßen der Rückfahrt scheinen noch schlechter zu sein. Zumindest schaukelt es gefühlt noch mehr.
Die verbleibende Zeit bis zum Abendbrot – wir sind schon voll im Kreuzfahrer-Tagesrhythmus angekommen – nutzen wir, um mal die Fastfood-Angebote zu checken. Eine Currywurst an der „Scharfen Ecke“ und ein paar Tapas an der entsprechenden Bar. – Schließlich hatten wir kein Mittagessen und sind etwas zu spät für den Nachmittagskuchen dran. Das muss ja kompensiert werden.
Das Highlight zum Abendbrot – eigentlich haben wir noch nicht wirklich wieder Hunger – ist die Zapfanlage für das Bier: Das angelegte Glas wird automatisch schräg gelegt, um beim Einschenken die Schaumbildung zu minimieren. Dann stellt sich das in der Halterung wieder senkrecht und man bekommt noch einen Husch Bier zur Bildung der Schaumkrone ins Glas. Das ist was für echte Kerle. Eine technische Meisterleistung, die zum Teil – auch von mir – sogar in einem Handy-Video festgehalten werden muss. Ach ja, das italienische Essen hat auch geschmeckt.
Weitere Bilder zu Le Havre:
Mittwoch, 22. Februar 2023 – Zeebrügge und Brügge
Auch in Zeebrügge haben wir etwas weiter „vom Schuss“ angelegt. Ist uns aber heute egal. Wir haben einen Ausflug nach Brügge gebucht. Bisher waren wir immer auf eigene Faust unterwegs. Das ist heute anders: heute haben wir einen organisierten Shuttle nach Brügge, um dort dann vier Stunden auf eigene Faust unterwegs zu sein.
Und es ist schon faszinierend, wenn die schöne Altstadt von Brügge mit den Bewohnern einer AIDA-Kleinstadt geflutet wird. Busse weise fallen wir wie ein Heuschreckenschwarm über die Stadt her. Erst nach und nach verteilt sich die Menschenmenge auf die Fläche. Trotzdem ist jeder zweite Gesprächsfetzen auf Deutsch, den man hören kann.
Und da alle gestern die gleiche Vorstellung des Ausflugsortes gehört haben, verfolgen alle denselben Plan:
- Belgische Waffeln
- Fritten
- Belgisches Bier und
- Belgische Schokoladen und Pralinen.
Und nebenher noch die wirklich wunderschöne – und bei Sonne sicherlich noch viel schöner wirkende – Altstadt von Brügge erkunden und fotografieren.
Das machen wir….
… natürlich genauso. Nur beim Bier schummeln wir etwas. Conny bestellt ein Bier zu den Fritten. Ist also kein extra Punkt. Wir beschränken uns insgesamt auf den Konsum der oben genannten Dinge. Die entsprechenden Museen lassen wir aus.
Weitere Bilder aus Brügge:
Donnerstag, 23. Februar 2023 – Rotterdam
Mitten drin, statt nur dabei!
Als wir heute morgen den Vorhang zum Balkon unserer Kabine beiseite ziehen, schauen wir auf Bürofenster. Gut, dass wir uns nicht darauf verlassen haben, den Blick auf’s Wasser zu haben. Somit waren wir ausreichend bekleidet.
Eigentlich…..
…. ja eigentlich wollten wir uns heute durch Rotterdam treiben lassen und es in der Markthalle kulinarisch richtig krachen lassen. Aber irgendwie spielt Conny besser gesagt Connies Magen nicht so richtig mit. Der findet das schon am frühen Morgen zum k….. – muss ich weiterreden? Besser nicht. Also fällt das Frühstück für meine Frau heute etwas dürftig und mit Kamillentee sehr spartanisch aus. Ich habe zwar noch meinen Appetit aber mit so einem Schlückchen Elend auf der gegenüberliegenden Tischseite macht das auch nicht so richtig Freude.
Nach einer Stunde Schlaf nach dem Frühstück, beschließen wir es trotzdem einmal mit Rotterdam zu versuchen. Auch wenn Conny immer noch etwas klapprig auf den Beinen ist. Daher nutzen wir die S-Bahn, um zur Markthalle zu kommen. Nachdem wir da einmal durchgeschlendert sind, mag Conny erstmal in Ruhe auf einer Bank vor der Markthalle sitzen. Mich schickt sie zum Erwerb magenschonender Lebensmittel – „irgendwo wirst Du wohl ein paar Salzstangen auftreiben.“ Dann geht es noch zu den komischen Häusern, die wie ein Würfel auf der Spitze stehen. Da haben die uns in der Ausflugspräsentation schon drauf hingewiesen, dass da die Bauarbeiter den Plan nicht im rechten Winkel gehalten haben.
Dann besser wieder zurück auf’s Schiff.
Weitere Bilder aus Rotterdam:
Freitag, 24. Februar 2023 – Seetag
Heute haben wir einen ruhigen Seetag. Conny ist auch noch nicht so ganz „durchgegrünt“. Daher machen wir auch ganz in Ruhe. Meine Frau verweigert zum Teil auch noch die Nahrungsaufnahme. Mir schmeckt es noch….
Aber im Laufe des Tages fängt es immer mehr an zu schaukeln. Also nicht wirklich „ruhig“ dieser Seetag. Und so sieht man auch an den Zimmertüren im Tagesverlauf immer mehr „Bitte nicht Stören“-Schilder. Und auf den Fluren liegen hübsche blaue Tüten aus. Wofür die wohl sind? Naja, das Gruppenschunkeln kann wohl nicht jeder vertragen.
Am Nachmittag treffen wir dann erste Vorbereitungen für die Rückreise – die ja schon längst läuft! Kofferpacken bei Seegang ist echt lustig. Die Bewegungen werden schwungvoller, dafür ist der Kofferinhalt etwas unsortierter. Wenn man seine Koffer dann rechtzeitig vor die Kabinentür stellt, muss man sie nicht selbst über die Gänge balancieren.
Beim Abendessen wiegt sich das an den Aufstellern (mit Servietten, Salz und Pfeffer) hängende Besteck, sanft im Takt des Wellengangs. Je später der Abend, umso schaukeliger das Schiff.
Heute keine weiteren Fotos vom Tag 😉
Samstag, 25. Februar 2023 – Wir gehen von Bord
Am Samstag ist die Schunkelstimmung vorbei. Nachdem wir früh morgens in die deutsche Bucht gefahren sind, wurde die See wieder ruhiger. Vor dem Frühstück packen wir unser restliches Gepäck zusammen. Ein letztes Mal an Bord und dann zum „Check-Out“.
Das geht auch sehr problemlos und schon beim Betreten der Transithalle erspähen wir unsere Koffer. Alles gut und wir sind schon vor 11:00 Uhr wieder zuhause in Ohlendorf.
Schön war es!
Sonntag, 26. Februar 2023 – ungewollte Mitbringsel
Tja, nachdem Conny im Laufe des Samstags wieder „durchgegrünt“ ist, hat es mich in der Nacht auf Sonntag auch erwischt. Auch hier erspare ich uns jegliche Details. Durch die ungewollte Abnahme ist zumindest mein Hosenbund entspannter und meine Waage erleichtert.
Ich dagegen hätte sehr gerne auf das magenverstimmende Mitbringsel verzichten können….